Queer Altern: Der Urning
Selbstbewusst schwul vor 1900
Das Buch ist mehr als die Biografie über Jakob Rudolf Forster (1853–1926). Es schildert auch die am Ende des 19. Jahrhunderts relevanten sozialen, juristischen und gesundheitspolitischen Themen – und es ermöglicht einen Blick in die St. Galler und Zürcher Lokalgeschichte jener Jahre.
«Ich liebte ihn leidenschaftlich», schreibt Jakob Rudolf Forster 1877 in sein Notizheft «Meine Geliebten». Der 1853 im Toggenburg geborene Forster ist wohl der erste Mann in der Schweiz, der es wagte, sich offen als «Urning» zu bekennen – so nannte man damals Homosexuelle. Er wurde denunziert, mehrfach verurteilt und weggesperrt. Doch er blieb standhaft. 1898 publizierte er eine Schrift, in der er sein Schicksal schilderte. Davon ausgehend und auf der Basis von Prozessakten, psychiatrischen Gutachten und weiteren Zeitdokumenten betten Philipp Hofstetter und René Hornung Forsters Geschichte in den historischen Kontext ein. Sie zeigen auf, wie gleichgeschlechtliches Begehren von Juristen verurteilt und von Ärzten pathologisiert wurde. Die fast unglaubliche Biografie eines Vorkämpfers für gleiche Rechte.
Philipp Hofstetter wuchs im Toggenburg auf und promovierte in Geschichte an der Universität Zürich. Er arbeitet als freischaffender Historiker, Autor und Archivar in Zürich. René Hornung studierte Volkswirtschaft. Er ist freier Journalist in St. Gallen und war für zahlreiche Magazine als Redaktor und Produzent tätig.